
Durch Jeremy Toljan und Niklas Süle ist die TSG bei den Olympischen Spielen 2016 unter den rund 10.000 Sportlern aktiv vertreten. Aber das Fußball-Turnier der Männer wird noch von einem weiteren TSG-Mitarbeiter intensiv verfolgt: Lutz Pfannenstiel, der schon bei der Europameisterschaft in Frankreich aktiv war, ist auch in Brasilien als Scout unterwegs.
"Da gibt es schon einige Spieler zu beobachten, die interessant für die Bundesliga sein könnten", sagt der 43-Jährige, der vor einer Woche in Salvador da Bahia eintraf und natürlich beide Partien der deutschen Olympia-Auswahl gegen Mexiko (2:2) und Südkorea (3:3) verfolgte. Aber auch die Partie Brasilien-Südafrika (0:0) erlebte er in der Hauptstadt Brasilia "live" vor Ort.
"Alle anderen Spiele des Turniers schaue ich mir im Streaming an, manchmal sogar zweimal", sagt Pfannenstiel. Es geht um das Studium einzelner Spieler, dabei steckt aber nicht unbedingt eine gezielte Transfer-Absicht dahinter. Kontakt in die TSG-Zentrale zu Manager Alexander Rosen, Scoutingchef Michael Mutzel oder Teammanager Thomas Richter hat Pfannenstiel dennoch täglich.
Heute ist er wieder dabei, wenn es für Toljan, Süle und Co. im dritten Gruppenspiel gegen Fidschi (21 Uhr MESZ, live in er ARD) um den Viertelfinaleinzug geht. Den australischen Trainer von Fidschi, Frank Farina, kennt Lutz persönlich, aber das ist eigentlich gar nicht so bemerkenswert, denn er läuft permanent Leuten über den Weg, die er in seiner einzigartigen Spieler-Laufbahn kennengelernt hat. Da kommt beim "Welttorwart" einiges zusammen. Bekanntlich ist er der einzige Fußball-Profi, der auf allen sechs Kontinenten spielte.
Lutz spielte 2008 in Brasilien in Santa Catarina
Und in Brasilien, wie sollte es anders sein, kennt er sich auch bestens aus, nicht nur weil er dort für das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) und einige internationale Medien schon vor zwei Jahren bei der WM arbeitete. Damals war er als Ratgeber und Organisator für Kontakte zu Spielern und Trainern aktiv.
2008, ziemlich am Ende seiner langen Spielerkarriere, bestritt der Oberpfälzer 24 Spiele für einen prominenten Klub aus dem Bundesstaat Santa Catarina. Der Clube Atlético Hermann Aichinger – meist nur Hermann Aichinger oder Atlético de Ibirama genannt – ist ein Verein aus einer Region, in der viele Nachfahren deutscher Einwanderer leben. Hermann Aichinger spielt in der ersten Staatsliga, bei den Play-Offs gegen die Vereine anderer Bundesstaaten lernte Lutz Pfannenstiel die Topklubs aus Porto Alegre, Sao Paulo und Rio kennen. Er weiß, wovon er spricht, wenn er auch bei Olympia die ZDF-Reporter in langen Gesprächen mit Informationen versorgt, die diese dann während der Live-Übertragungen an den Zuschauer bringen können.
Gleich nach der Ankunft war er im Quartier der deutschen Mannschaft, wo er ebenfalls viele Bekannte traf. Pfannenstiel kennt wahrlich Hinz und Kunz. Bald geht es für den rührigen TSG-Scout nach Rio de Janeiro, ins Herz der Olympischen Spiele. Am 18. August folgt der Heimflug, denn zu Hause wartet auf dem emsigen Fußball-Weltenbummler viel Arbeit. Nicht ganz glücklich ist er mit diesem Termin, denn wenn die deutsche Mannschaft sich im Turnier steigert und wirklich um die Medaillen spielen würde, verpasst er diese Spiele.