
Stefan Posch wechselte 2015 von Admira Wacker Mödling zur U19 der TSG. Über die U23 fand er schon in der vergangenen Rückrunde den Weg zu den TSG-Profis. Gegen Darmstadt 98 stand er in der Saison 2016/17 erstmals im Profikader. Die Belohnung für starke Trainingsleistungen folgte im Sommer - der erste Profi-Vertrag in Hoffenheim. Gegen Ludogorets Rasgrad stand der 20 Jahre alte Abwehrspieler nun erstmals für die TSG-Profis auf dem Platz - über 90 Minuten in der Europa League.
Die TSG verlor in Bulgarien und Posch konnte sein Debüt nicht genießen wie erhofft. "Die Niederlage tut schon sehr weh, weil drei Punkte für uns wichtig gewesen wären. Die wollten wir auch unbedingt haben. Jetzt müssen wir einfach weiter Gas geben", erklärte er nach der Partie. Denn gründsätzlich war der österreichische Nationalspieler "sehr glücklich", als er von seinem Startelfeinsatz erfuhr. "Ich wollte die Chance nutzen und zeigen, dass ich bereit bin", sagt Posch.
Dass der Abwehrspieler in dieser Saison zum Einsatz kommen würde, überrascht nicht. Schon im Trainingslager der TSG in Windischgarsten äußerte sich TSG-Co-Trainer Matthias Kaltenbach sehr positiv über den Youngster: "Stefan ist schon sehr stabil. Man merkt, dass er in der vergangenen Saison desöfteren mit uns trainiert hat und dass er in der U23 schon im Herren-Bereich gespielt hat. Er hat kein Problem, sich körperlich zu behaupten und sich durchzusetzen. Er ist ein sehr guter Zweikämpfer, der aber auch mit dem Ball sehr ruhig, abgeklärt und seriös agiert. Stefan ist keiner, der verrückte Dinge macht. Er macht sich keinen großen Kopf, sondern spielt das, was er kann. Er kennt keine Nervosität."
Sprachbarriere überwunden
Nun führte ihn diese Art auf den Rasen. Doch, der Reihe nach... Stefan Posch hatte bei seiner Ankunft in Hoffenheim ein überraschendes Problem. Als der Österreicher im Jahr 2015 zur TSG wechselte, verstanden ihn seine Mitspieler manchmal nicht genau. Ein Umstand, den man eher von Südamerikanern oder Spielern anderer Kontinente kennt, aber für Österreicher trotz des Dialekts eher keine Gefahr darstellt. Doch beim gebürtigen Judenburger aus der Steiermark lagen die Dinge anders, das Aufwachsen im 9.000-Einwohner-Dorf hatte Spuren hinterlassen – vor allem sprachliche: "Wir reden zu Hause wirklich einen sehr starken Dialekt und ich musste mich anfangs etwas anstrengen, um deutlicher zu sprechen", sagt der lachend.
Mittlerweile hat der Abwehrspieler die Sprachbarrieren überwunden, auch wenn sein Akzent noch immer herausklingt. Beinahe hätte sich der unfreiwillige Crashkurs in Hochdeutsch nie ergeben, denn vor dem Wechsel zur TSG wäre er fast in England in der Premier League beim FC Arsenal gelandet. Doch der Transfer scheiterte, Posch entwickelte sich noch ein Jahr in Mödling und erhielt das zweite verlockende Angebot jenseits der Grenze: Dirk Mack, Direktor Nachwuchs der TSG, kontaktierte den Abwehrspieler – und Posch war begeistert: "Mir war sofort klar, dass das eine der besten Adressen im deutschen Nachwuchsfußball ist. Die U19 war im Jahr zuvor Deutscher Meister geworden, die Akademie ist bekanntermaßen richtig gut, dazu gibt es besondere Möglichkeiten wie den Footbonaut. Da waren auch meine Eltern schnell überzeugt."
"Das Skifahren aufgegeben"
Dem Wechsel in den Kraichgau waren viele Vereinswechsel vorausgegangen – und auch einige Erfahrungen fernab des Fußballs. Seine Eltern haben mit Leistungssport "nichts zu tun", sein Opa ist Bauer in der ländlichen Steiermark. "Ich kann Kühe melken und natürlich auch Traktor fahren", sagt Posch. "Aber ich wollte immer Fußball-Profi werden, deshalb habe ich auch irgendwann das Skifahren aufgegeben." Auch in dieser Sportart hatte er Erfolge gefeiert, für Aufsehen gesorgt und zahlreiche Pokale gewonnen. Doch als die ersten Scouts auf Posch aufmerksam wurden, war die Sache klar, ähnlich wie beim jugendlichen Bastian Schweinsteiger: "Ich habe mich dann voll auf den Fußball konzentriert, Skifahren kann ich aber immer noch ganz gut. Ob es mir auch im Fußball etwas gebracht hat, weiß ich nicht." Sein Werdegang bestätigte ihn in seiner Entscheidung, es ging rasant bergauf.
Erst warb ihn der DSV Leoben vom TuS Kraubath ab, dann sicherte sich der Grazer AK das Talent. Nach der Insolvenz des Klubs wechselte er zu Sturm Graz und schließlich in die Akademie von Admira Wacker Mödling, wo er als A-Jugendlicher bereits bei der U23 zum Einsatz kam und mehrfach bei den Profis im Kader stand – zusammen mit seinem vier Jahre älteren Bruder Philipp, der noch immer bei Admira spielt. Die regelmäßigen Trainingseinheiten mit den Senioren härteten Posch schon frühzeitig ab und halfen in der sportlichen Entwicklung. So fiel ihm der Sprung in die U23 der TSG leicht.
Über die U23 zu den Profis
In der Regionalliga war er vergangene Saison in der Abwehr gesetzt, überzeugte auf allen Positionen der Dreierkette und auch als Rechtsverteidiger. Auch seinem früheren Coach Julian Nagelsmann fiel die imposante Entwicklung auf – und so trainierte der Österreicher ab und an mit den Profis und stand beim 2:0-Sieg gegen Darmstadt im Februar sogar erstmalig im Profikader.
Im Laufe der Karriere dürfen es dann irgendwann gern auch weitere Auslandserfahrungen sein, die englische und auch die spanische Liga reizen den österreichischen Junioren-Nationalspieler – zumal in der Primera Division seine sportlichen Vorbilder spielen, die beiden Real-Verteidiger Sergio Ramos und Raphaël Varane. "Ramos ist einfach ein unglaublicher Kämpfer und Charakter, meine Spielweise gleicht aber eher Varane. Ich bin auch recht schnell und spiele mit viel Übersicht. Was die Härte angeht, muss ich allerdings noch zulegen, da kann ich mir bei Ramos natürlich noch eine Menge abschauen." Große Vorbilder. Erste Schritte sind getan. Weitere werden folgen. Bei der TSG, wo er im Sommer 2017 bis 2020 unterschrieb. Ein weiterer TSG-Youngster auf dem Weg nach oben.